Tipps


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Die Reihenfolge der Themen von oben nach unten:

  • Eine Anleitung zur Aussaat einer Wildblumenwiese in wenigen Schritten
  • Bohren von korrekten Löchern für Wildbienen-Nisthilfen
  • Der Insektengarten im Laufe des Jahres - ein Spaziergang
  • Saatgut selber ernten
  • Augen auf beim Pflanzenkauf 
  • Futterpflanzen für Raupen und Schmetterlinge findet ihr unter "Aktionen / Tagfalter-Monitoring"

 


Anleitung zur Anlage einer Wildblumenwiese

Eine Wildblumenwiese anzulegen ist nicht schwer. Aber es ist leider auch nicht damit getan, eine Handvoll Samen auf einen englischen Rasen zu werfen und sich dann auf den letzten hier aufgeführten Arbeitsschritt zu verlegen - das Warten.
Wir suchen einen möglichst sonnigen Standort aus. Überschaubare Flächen können problemlos per Hand vorbereitet werden. Als erstes nehmen wir entweder mit dem Spaten die Grasnarbe runter und graben den Boden um oder (bodenschonender) lockern die Erde tief mit einem "Sauzahn" oder Grubber. Dies geschieht bestenfalls im Herbst, damit wir im Frühjahr ggf. aufkeimende Quecke, Disteln etc. aus dem Boden zupfen können. Wenn die Bodenvorbereitung im Frühjahr durchgeführt wird, sollte bis März/April gewartet werden, bis der Boden weitestgehend abgetrocknet ist und der Boden im Abstand von ca. 10 Tagen je nach Bedarf mehrfach durchgegrubbert werden, um unerwünschte Beikräuter einzudämmen. Reine Rasenflächen, die auch genug Sonne abbekommen, lassen sich problemlos im Frühjahr umgraben und in ein sauberes Saatbeet umwandeln. Dort ist durch das häufige Mähen nicht mit sehr vielen "Beikräutern" zu rechnen. Große Flächen kann man mit der Fräse oder besser (bodenschonender) mit der Kreiselegge aufbereiten. 

Dann zeigen wir unserer Fläche "was eine Harke ist" und sorgen für eine feinkrümelige Bodenstruktur. Wenn der Boden sehr fett (hat nichts mit pummelig zu tun) sein sollte, kann man mit Sand abmagern, denn Wildblumen mögen keine überdüngten nahrhaften Böden. 

Bis zur Einsaat sollte der Boden unbedingt drei bis vier Wochen ruhen.
Welche Saat wir wählen, hängt von unserem individuellen Geschmack ab. Wir sollten aber nicht nur an uns denken (Mohn und Kornblumen!!) sondern in erster Linie an die Insekten, für die wir das machen. Eine regionale Wildblumensaat ist immer die erste Wahl und dann noch am Besten mehrjährig. Wer eine einjährige Mischung wählt, kann den Blühaspekt durch eine gestaffelte Aussaat (bis Anfang Juni) etwas in die Länge ziehen.
In der Regel reichen ein bis zwei Gramm pro Quadratmeter und zur einfachen Ausbringung empfehlen wir, die Saat mit Sand oder einem anderen Füllmaterial zu strecken. Sonst kommt man meist nicht weit, denn unsere Generation schöpft ja gerne aus dem Vollen.
Dann müssen die oberflächlich ausgesäten Wildblumensamen angedrückt - aber nicht untergeharkt - werden. Das kann man mit einer kleinen sportlichen Hüpf- oder Tanzeinlage verbinden (vielleicht stilecht mit Brettern unter den Schuhen) oder man nimmt eine Walze. Die Saat benötigt einen festen Kontakt zum Boden, damit die Keimlinge leichter feste Wurzeln bilden können.
Eingesät werden sollte bestenfalls Ende April / Anfang Mai aber wer kann bei den heutigen klimatischen Turbulenzen noch solche Aussagen tätigen. Wenn man schlau ist, schaut man, dass nach der Einsaat Regen angesagt ist. Aber den kann man ja leider nicht verlässlich buchen. Insofern ist wässern für den Anfang wichtig, sonst kommt es nicht zur Keimung. Zwei Wochen den Boden feucht halten verspricht beste Ergebnisse. Und dann der schwierigste Teil - warten!!! 


Bohren von voll korrekten Löchern für Nisthilfen

Marco hat da mal was vorbereitet. Alleine schon aus dem Grund, weil er nicht gerne "nachbohrt". Daher hier eine kleine Anleitung zum korrekten Bohren und Senken von Röhren in Insektennisthilfen, denn nochmal: eine Wildbiene, die in eine ausgefranste Röhre kriecht (vorwärts zum Futter ablegen und Zellwände bauen, rückwärts zur Eiablage) hat keinen Spaß daran, sich die zarten Flügel zu zerfetzen (schönes Beispiel ist der Seidenpyjama im Stracheldrahtzaun). 

       

        Du brauchst ein Stück Hartholz (Buche, Eiche, Ahorn, Obstbäume, u.a.) ohne Rinde mit einer Dicke vom mindestens 10 cm.    

 

Außerdem benötigst Du scharfe Holzbohrer von 3 bis 8mm Durchmesser und einen scharfen Holzsenker (am besten Querlochsenker, die haben nur eine Schneide und die Senkung wird schön rund. Andere gehen aber auch). Das Bohren ins Holz sollte im Lang- bzw. im Querholz geschehen, nicht im Hirnholz.

Das Anbohren (die ersten 1 bis 2 mm) geschieht mit hoher Drehzahl und sehr langsamen Vorschub. Dadurch werden Ausrisse im Holz vermieden. Danach kann der Vorschub erhöht werden. Die Drehzahl hängt nach dem Anbohren vom Bohrlochdurchmesser ab. Je dicker der Bohrer, desto langsamer die Drehzahl, normal. Auf die Spanabfuhr muss geachtet werden. Fließen die Späne nicht richtig ab, wird der Bohrer sehr heiß – nicht gut. Meist quietscht es dann auch. Dann muss der Bohrer zwischendurch mal raus und wieder rein, bis die Späne nicht mehr am Bohrer kleben. Lochtiefe: 10 cm oder gerne mehr.  

          Nun muss noch gesenkt werden. Das geschieht mit viel Gefühl. Je nach Holzart und Wuchsrichtung mit mehr oder weniger Drehzahl und Druck. Generell gilt: Gesenkt wird langsam!   

Holzsenker                          Querlochsenker                 Hirnholz (da bitte nicht reinbohren, sondern von der Seite!!)


Der Insektengarten im Laufe des Jahres

Häufig werden wir gefragt, was man denn in seinem Garten für die Insekten tun kann. Natürlich gibt es im Internet tausend Möglichkeiten, sich darüber zu informieren und letztendlich kommt es auch immer auf den Geschmack des Einzelnen drauf an. Wir freuen uns auf alle Fälle über jeden, der sich diesbezüglich einen Kopf macht und bereit ist ein kleines Mosaiksteinchen zum großen Ganzen beizutragen. Gemeinsam können wir viel erreichen. 

Wir machen mit euch einen kleinen Spaziergang durch das Jahr und stellen am Ende noch die zehn Lieblingsblumen des wunderbaren Hummel- und Insektenforschers und Buchautors Dave Goulson vor. Auf geht's:
Frühling

Schon sehr früh im Jahr sind man die ersten Hummelköniginnen auf der Suche nach einer Nistmöglichkeit, um ein Volk aufzubauen. Dafür ist eine Temperatur von + 2 Grad ausreichend. Der erste Reinigungsflug der Honigbienen findet ebenfalls meist schon im Februar statt, denn erfahrungsgemäß gibt es in diesem Monat meist ein kleines Zeitfenster, in dem es einige ungewöhnlich warme Tage gibt.  Wenn die Temperaturen es zulassen kann man schon die ersten Zitronenfalter durch den Garten gaukeln sehen, die mit Frostschutzmittel vollgepumpt den Winter überstanden haben.  All diese Insekten sind auf der Suche nach den ersten Pollen- und Nektarspendern.
Hier kann man schon im Herbst des Vorjahres wunderbar vorsorgen, denn das Stichwort heißt frühblühende Zwiebelpflanzen. Als einer der ersten Nahrungsspender linsen die Schneeglöckchen oft noch unter einer Schneedecke hervor.  Frühblühende Wildkrokusse, Winterlinge, Traubenhyazinthen, Lerchensporn Blausternchen, Frühlingsanemonen, frühe Narzissen und Wildtulpen - all diese Pflanzen zaubern ein "endlich kommt der Frühling"-Lächeln ins Gesicht und sind für die erwachenden Insektenwelt soooo wichtig. Wer dann noch die Geduld hat, die verblühten Pflanzen stehen zu lassen, bis das Laub vertrocknet ist, bekommt eine 1 mit Sternchen.
Alle Weidenarten aber auch Hasel und Erle sind im Frühjahr stark beflogen - der absolute Favorit ist die sehr früh blühende Winterheckenkirsche (Winter Honeysuckle - der Name ist Programm).  Ein Muss für jeden Garten ist die Kornelkirsche, die im Frühling eine Insektenmagnet ist und später wunderbare essbare Früchte ansetzt. Wer wenig Platz im Garten hat, holt sich mit dem Strauch-Geißblatt einen der ersten intensiven Frühlingsdüfte heran. Die ersten Blüten öffnen sich manchmal schon zu Weihnachten und duften herrlich. Und für die Schneeheide findet sich sicher auch noch ein Plätzchen.

Wenn Gänseblümchen und der erste Klee im Rasen auftauchen - nicht gleich köpfen. Gerade Klee ist ein wahres Buffet für unsere Insektenwelt - immer häufiger ist der hübsche Hornklee auch auf unseren kommunalen Flächen zu beobachten. Die Obstbäume beginnen zu blühen, Weiß- und Schlehdorn zaubern weiße Blütenmeere in die Landschaft. Es wird zunehmend wärmer. 
Im Wonnemonat Mai können die Insekten sich über Akelei, Katzenminze, Salbei und die ersten blühenden Kräuter freuen.


Wir ernten, was wir säen

Für mehr Vielfalt im eigenen Garten und für preisgünstiges Blühen ohne Spritzmittel empfiehlt sich das Vermehren von eigenem Saatgut und das Teilen von Stauden. Hierzu ein paar Tipps - auch zur Vorbereitung für unsere erste Holm-Seppensener Stauden- und Saat-Tauschbörse.
Die Samenstände von verblühten Blumen am Besten an sonnigen windstillen Tagen um die Mittagszeit schneiden (der Morgentau ist verdunstet). Reif sind die Fruchtstände, wenn sie bräunlich verfärbt sind und das ist wichtig, denn nur ausgereifte Samen können auch im nächsten Jahr keimen. Die Samen über einer Zeitung ausschütteln und erst wenn sie wirklich absolut trocken sind in kleine Papiertütchen füllen. Diese können mit der Sorte und dem Erntedatum beschriftet werden. Wenn man die Samen in Gläser füllen möchte, empfiehlt es sich etwas Papier mit dazu zu tun, damit dieses die Restfeuchte aufnehmen kann.

Stauden teilen ist gut für die Wüchsigkeit der Pflanzen. Der Austrieb wird angeregt und es entstehen viele neue Blüten. Im Frühjahr blühende Stauden kann man sehr gut im Herbst teilen, die Spätsommer- und Herbstblüher lieber im Frühjahr teilen. Dazu den Wurzelballen vorsichtig ausgraben. Manche Stauden kann man mit den Händen einfach auseinanderzuppeln, andere mit dem Spaten oder einem Messer in Teile schneiden. Sollte der Mittelteil verholzt sein, einfach auf dem Kompost entsorgen. Nach dem Eingraben ordentlich wässern.
Wenn dann der Standort noch stimmt, steht der neuen schönen Blütenpracht nichts im Wege.

 


Der Feind in meinem Garten - Augen auf beim Pflanzenkauf!

Vor einiger Zeit las ich in dem wunderbaren Buch „Wildbienenhelfer“ von Anja Eder, dass die Intention für das Schreiben dieses Buches die Tatsache war, dass Sie nach Kauf einer Baumarktpflanze beobachtete, wie Bienen nach Besuch dieser Pflanze die Orientierung verloren. Naja, dachte ich – das ist vielleicht etwas übertrieben. Dann beobachtete ich aber letztes Jahr im eigenen Garten völlig paralysierte Hummeln und Bienen an frisch gepflanzten Sonnenhut-Stauden und kam mächtig ins Grübeln, was eigentlich so in den Gärtnereien, auf dem Großmarkt, in den Bau- und Pflanzenmärkten angeboten wird. Und dann musste ich Mitte Juli mit ansehen, wie das Selbstpflücker-Blumenfeld in Holm-Seppensen einer Dusche unterzogen wurde. Ich warte immer noch auf die Rückmeldung von Herrn Eickhoff, den ich natürlich um Aufklärung gebeten habe, was sich dort "biologisch voll Abbaubares" im Tank befunden hat.

 

Leider ist dies wohl Fakt: Die allermeisten Pflanzen sind mit Hilfe von umweltschädigenden Pestiziden angezogen. Denn was für Gemüse und Obst gilt, gilt auch für Pflanzen: sie müssen perfekt aussehen: volle Blüte und zwar zum Zeitpunkt des Kaufes, fleckenfreie Blätter, satte Farben, kräftige Stengel. Andernfalls landen sie im Müll.
Nachlesen kann man das sehr gut im Buch „Wilderness Gardening“ von Dave Goulson, der sich diese Frage auch gestellt und wissenschaftlich untersuchen lassen hat. Die Ergebnisse waren deprimierend. Die meisten Pflanzen enthielten Rückstände von einem ganzen Pestizid-Cocktail, meist ein Mix aus Fungi- und Insektiziden, 70% der Pflanzen enthielten Neonicotinoide, die als besonders bienenschädlich und für ihre lange Verweildauer in der Umwelt bekannt sind.
Und das ist ja noch nicht das Ende der Fahnenstange. Neben dem Einsatz von Pestiziden werden viele Pflanzen in fernen Ländern ohne fehlende Schutzkleidung für die ArbeiterInnen, mit niedrigen Löhnen und miesen Arbeitsbedingungen herangezogen, um dann im Flieger um die halbe Welt gekarrt zu werden. Fakt ist: Für Zierpflanzen wie auch für Schnittblumen gibt es keine Grenzwerte für den Einsatz von Pestiziden. Als "bienenfreundlich" verkaufte Pflanzen strotzten in der Regel von Pestiziden. Na dann, Prost Mahlzeit.
Und dann nervt diese Schwemme von Plastiktöpfen, mit denen man kaum was anderes machen kann, als sie wegzuwerfen, unendlich. Ehrlich – ich mag das nicht mehr unterstützen.

Was kann man tun?

  • Den Kauf von Schnittblumen weitestgehend einschränken, außer beim Händler des Vertrauens.
  • Selber pflücken auf hoffentlich ungespritzten Wiesen oder im eigenen Garten. 
  • Pflanzen möglichst beim Bio-Produzenten kaufen. Fragen, ob die Pflanzen gespritzt sind. Fragen, fragen, fragen.
  • Auf exotische nicht standortgerechte Pflanzen verzichten. Spart Geld und ist nicht so frustrierend. Pflanzen suchen sich den Platz, an dem sie sein wollen gerne selber aus. So wie wir Menschen ja auch. 
  • Pflanzen retten: meine „Babyklappe“ für nicht mehr gewollte Zwiebeln oder Stauden hat sich gut bewährt. Was ich im letzten Jahr alles geschenkt und weiterverschenkt habe, ist beachtlich! Also - Ableger tauschen. Samen einsammeln, eintüten, weitergeben oder selber ziehen.
    Die Entdeckung der Langsamkeit!!